Abkanten ist ein Biegeumformen. Es wird auch Biegen genannt. Dabei wird ein metallisches Teil entlang einer geraden Linie geknickt und damit dauerhaft verformt. Von entscheidender Bedeutung für das Abkanten ist die Lage der Biegekante, der Biegewinkel und der Biegeradius.
Bei der Blechabwicklung von der dreidimensionalen in die zweidimensionale Form ist die Biegeverkürzung beim Abkanten zu berücksichtigen. Ziel ist es, die “gestreckten Längen” des Zuschnitts zu berechnen. Die außen vermaßten Schenkel sind in der Zeichnung des gebogenen Werkstücks länger als in der Abwicklung. Deshalb muß in der Regel ein Verkürzungsfaktor abgezogen werden. Beim Abkanten von Winkeln unter 65 Grad kann der Faktor jedoch auch negativ werden, somit dann zu einem Verlängerungsfaktor.
Der Faktor selbst läßt sich mit Hilfe von Formeln ermitteln. Diese Formeln liefern jedoch nur Richtwerte. Wenn hochgenaues Abkanten erforderlich ist, müssen die Ausgleichsfaktoren über mehrere Testkantungen auf der konkret vorgesehenen Maschine empirisch ermittelt werden.
Beim Abkanten gibt es im wesentlichen zwei Verfahren, nämlich das Gesenkbiegen und das Schwenkbiegen. Beim Schwenkbiegen wird das Blech durch das Oberwerkzeug gespannt und durch das Schwenken der Biegewanne gebogen.
Das Gesenkbiegen als freies Biegen ist ein weit verbreitetes Biegeverfahren, weil es sehr wirtschaftlich ist. Bei dieser Art von Abkanten wird das Blech auf ein Unterwerkzeug gelegt, die Matrize. Die Matrize hat eine V-förmige Aussparung. Die genaue Positionierung des eingelegten Bleches erfolgt durch hinter der Matrize befindliche Anschläge. Diese Anschläge sind bei modernen Abkantpressen im industriellen Umfeld in der Regel CNC-gesteuert. Nach der Positionierung des Werkstücks findet das Abkanten durch einen geregelten Abwärtshub des Oberwerkzeugs statt.
Durch das mehrmalige Abkanten eines Blechs lassen sich vielfältige dreidimensionale Blechteile herstellen, die sich anschließend für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke eignen. Beispiele sind Blechverkleidung, Auffangwanne, Blechgehäuse, Blechschrank, Blechgestell, Büromöbel, Blechkassette, Blechtür, Metalldisplays, Maschinenverkleidungen und vieles mehr.
Beim freien Abkanten können sich unterschiedliche Winkel bei gleichen Teilen ergeben. Die Ursache liegt in unterschiedlicher Materialbeschaffenheit, also Unterschieden in der Zugfestigkeit und der Blechdicke. Dies führt zu einer verschieden starken Rückfederung. Rückfederung ist die Eigenschaft des Blechs, sich in Richtung seiner vorherigen Form zurückzubiegen, sobald der Druck des Oberwerkzeugs nachläßt. Die Rückfederung muß bei der Berechnung einkalkuliert werden. Es muß somit mit etwas kleinerem Winkel gebogen werden als der Soll-Winkel. Selbst bei der gleichen Blechcharge treten Schwankungen der Qualität auf, die sich hauptsächlich auf die Blechdicke beziehen.
Bei hochgenauem Abkanten hat die Wiederholgenauigkeit der Winkel große Bedeutung. Für diese Aufgabenstellung sind bei modernen Abkantpressen mit freiem Abkanten Winkelkorrektursysteme entwickelt worden.